Ein traumhaftes Naturmosaik
Ruhig inmitten der Wogen liegt die Nordseeinsel Borkum, die zweifelsohne eine der schönsten Perlen in der Nordsee ist. Ob das rauschende Meer, die weiten Strände, verwunschen wirkende Dünen oder die facettenreiche Flora & Fauna – jeder, der schon mal auf dem schönsten Sandhaufen der Welt im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer war, weiß: Hier existiert eine bestechende Landschaft, die wirklich keine Wünsche offenlässt – und jeden Naturliebhaber, Ausflügler, Ornithologen und Urlauber sofort in ihren Bann zieht...
So ist die Insel an für sich schon ein großes Naturschutzgebiet, das wiederum aus einem Mosaik zahlreicher schützenswerter Bereiche besteht, von denen wir Ihnen einige herausragende im Folgenden einmal genauer vorstellen möchten. Vorneweg aber vorerst eine kurze Erklärung zum Schutzstatus, der sich ein wenig von entsprechenden Gebieten auf dem Festland unterscheidet. Zwar werden beispielweise die Greune Stee, Sternklippdünen oder der Nordstrand (nicht zu verwechseln mit dem Nordbad) oftmals im Internet noch als Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiete ausgezeichnet, bei näherer Recherche in der dazu angelegten offiziellen Datei des Landes Niedersachsen – in der 843 Naturschutzgebiete und 1.360 Landschaftsschutzgebiete (Stand 31.12.2022) aufgeführt sind – sucht man diese jedoch seit nunmehr 37 Jahren vergeblich.
Aufteilung in Schutzzonen
Aber keine Bange! Das bedeutet natürlich nicht, dass die Borkumer Natur seitdem nicht mehr geschützt wird und hier jeder schalten und walten kann, wie er möchte – sondern hat einen ganz anderen Hintergrund.
Denn das Niedersächsische Wattenmeer und damit auch große Teile unserer Trauminsel wurde bereits im Jahre 1986 zum Nationalpark erklärt – womit die bis dahin als Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete ausgezeichneten hiesigen Bereiche im Nationalpark aufgegangen sind. Demnach ist die überwiegende Fläche Borkums in eine Ruhezone (Schutzzone I, die nur auf markierten Wegen betreten werden darf), eine Zwischenzone (Schutzzone II, in der ausgeschilderte Einschränkungen in der Brutzeit zu beachten sind), und eine Erholungszone (Schutzzone III, in der motorisierte Fahrzeuge verboten sind) eingeteilt. Somit werden ähnlich strenge Schutzmaßnamen wie auf dem Festland garantiert – während Gäste und Insulaner gleichzeitig die Möglichkeit bekommen, das im Folgenden vorgestellte Borkumer Naturmosaik näher kennenlernen und erkunden zu dürfen.
Greune Stee und Woldedünen
Beginnen wir bei unserer Aufzählung dabei zunächst mit der Greunen Stee, die größtenteils in der stark geschützten Ruhezone liegt. Das moorige Inselwäldchen entstand in den 1920er-Jahren durch die Anpflanzung von unter anderen Birken, Schwarzerlen, Bergkiefern und Pappeln und ist heute ein traumhaftes Fleckchen Natur, das sich zu einer wichtigen Brutstätte für zahlreiche Vogelarten und einem willkommenen Zuhause für Fasane, Rehe und Kaninchen entwickelt hat. Und nicht nur das – denn obwohl die Greune Stee in der Schutzzone I liegt, lädt sie zu unvergesslichen Erkundungstouren ein, die man unbedingt einmal erlebt haben muss. So erlauben es kleine Wanderwege, das beeindruckende Dickicht zu Fuß zu durchqueren – wobei ein jeder dazu angehalten wird, die Wege nicht zu verlassen, um die hiesige Natur nicht zu beeinträchtigen.
Über den vor zwei Jahren neu verlegten Loopdeelenweg auf dem Dünenkamm der angrenzenden Ronden Plate können Teile der Greune Stee übrigens auch mit dem Fahrrad erkundet werden. Und wenn man schon einmal in der Ecke ist, empfiehlt sich auch ein Abstecher in die in der angrenzenden Zwischenzone liegenden Woldedünen an, die zu den ältesten Dünen der Insel zählen und gerade in den Spätsommer- und frühen Herbstmonaten durch die Heideblüte einen besonderen Reiz ausmachen. Auch hier finden sich ausgebaute Rad- und Wanderwege, die zu unvergesslichen Ausflügen durch diese einmalige Insellandschaft einladen.
Ronde Plate bis Sternklippdünen
An die Greune Stee und die Woldedünen schließt sich die Ronde Plate an, welche ebenfalls in der Schutzzone I liegt und durch einen unberührten Strand, durch Wattflächen sowie im Herbst blühende Salzwiesen besticht. Zwar existieren hier – mit Ausnahme des bereits erwähnten Loopdeelenwegs, der ein kleines Stück durch die Ronde Plate führt – keine weiteren Möglichkeiten, die Naturlandschaft hautnah zu erleben, jedoch wartet am Reededamm gegenüber der Watt-
einstiegstelle eine Informations- und Schutzhütte, von der das Gebiet und das bunte Treiben der hier lebenden Vögel wunderbar beobachtet werden kann.
Wer sich gleich vom Anblick mehrerer Schutzgebiete verzaubern lassen möchte, sollte unbedingt einmal mit dem Fahrrad über den Seedeich in Richtung Sternklippdünen radeln. Während sich auf der rechten Seite das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer erstreckt, welches das Zuhause Tausender Tier- und Pflanzenarten ist und innerhalb des ausgewiesenen Zwischenzonenbereichs im Rahmen geführter Wattwanderungen entdeckt werden kann, präsentieren sich mit dem Hopp, dem Tüskendörsee und den Ostlandweiden weitere sehenswerte Mosaikteile der Borkumer Natur.
Hoge Hörn bis Seeblick
Eine besonders empfehlenswerte Ausflugsroute – der wir daher an dieser Stelle etwas mehr Gewicht verleihen möchten – beginnt direkt hinter der Sternklipp-Aussichtsdüne mit einem Wanderweg zur Hoge Hörn, dem östlichsten Zipfel der Insel. Auch dieses Gebiet – das vor 1986 noch als Landschaftsschutzgebiet ausgezeichnet war – liegt in der Ruhezone und ist aufgrund seiner wunderbaren Flora und Fauna besonders geschützt.
Dennoch kann auch Hoge Hörn über ausgewiesene Reit- und Wanderwege erkundet werden, wobei man zunächst durch ein faszinierendes Moorgebiet spaziert und zwei kleine Brücken überquert. Anschließend erstreckt sich ein wunderschöner, einsamer Strand mit feinstem Sand und großen Muscheln, der über einen Spülsaum und direkt an der Wasserkante entlang erschlossen werden kann.
Während sich im Hintergrund die mächtigen, teilweise von den letzten Sturmfluten gezeichneten Sternklippdünen, Oldmanns Olde Dünen, Kobbedünen und Olde Dünen – welche in der Zwischenzone liegen und ebenfalls von Reit- und Wanderwegen durchzogen sind – erheben, spaziert oder reitet man immer am rauschenden Meer entlang über den Nordstrand (nicht zu verwechseln mit dem Nordbad) vorbei am FKK-Strand in Richtung Seeblick. Zugegeben: Die Strecke ist sehr sportlich, sodass man dafür auf jeden Fall einige Stunden einplanen – und unbedingt darauf achten sollte, diese nicht im Dunklen zurücklegen zu müssen. Auf dem Weg passiert man im Übrigen noch das sogenannte Muschelfeld, ein durch Eindeichung entstandenes Feuchtgebiet in der Ruhezone I, das lediglich am Rande über versteckte Reitstrecken bestaunt werden kann.
Waterdelle, Upholm- und Bantjedünen und Erholungszonen
Nachdem wir nun einen großen Teil der Insel umrundet und dabei viele der hiesigen früheren Natur- und Landschaftsschutzgebiete vorgestellt haben, richten wir nun noch einmal einen Blick auf die sich hinter dem Muschelfeld im „Inneren“ der Insel befindlichen schützenswerten Flächen. Zum einen ist hier die Waterdelle zu nennen, die neben dem Ostland ein Trinkwassergewinnungsgebiet auf der Insel und mit zahlreichen Brunnen durchzogen ist. Da die Waterdelle zudem noch ein wichtiges Brutgebiet für viele Vogelarten sowie die Heimat von Kaninchen, Rehen und Tausenden weiteren für das Biosystem bedeutende Lebewesen ist, liegt sie zu großen Teilen in der Schutzzone I. Doch selbstverständlich gibt es auch hier ausgebaute Rad- und Wanderwege, die Ausflüge durch diese wunderschöne Landschaft möglich machen.
Last but noch least sind zum zweiten noch die Upholm- und Bantjedünen aufzuführen, welche beide in der grün markierten Zwischenzone liegen und so – unter der Beachtung ausgeschilderter Beschränkungen in der Brutzeit betreten werden dürfen. Sie fragen sich nun abschließend noch, was die Erholungszone bzw. die Schutzzone III ist? Ganz einfach: Diese betrifft vor allem die Badestrände an FFK-, Nord- und Südbad und dient der ruhigen Erholung. Strandbesucher dürfen diese Gebiete ohne große Beschränkungen nutzen. Lediglich motorisierte Fahrzeuge sind hier verboten.
Zum Abschluss bleibt also festzuhalten, dass ganz Borkum – mit Ausnahme der bebauten Bereiche, des Flugplatzes und Hafenbereiches – aus einem wunderbaren Mosaik geschützter Naturgebiete besteht. Durch eine geschickte Zonenaufteilung gelingt es auf diese Weise, eine gesunde Balance zu schaffen, die es ermöglicht, die vielseitige Insellandschaft auch für kommende Generationen zu bewahren, während Gäste und Insulaner diese gleichzeitig für sich entdecken können.