Veröffentlicht am: 17. Mai 2024

Von biblischen Überlieferungen bis zu heidnischen Bräuchen

Endlich stehen die Pfingstfeiertage wieder vor der Tür, die dazu einladen, ein verlängertes Wochenende zu genießen, uns mit Familien und Freunden zu treffen, gemütlich im Garten zu grillen oder ein paar entspannte Strandtage auf dem schönsten Sandhaufen der Welt zu verbringen. Doch was genau ist der Hintergrund von Pfingsten und was wird dabei eigentlich gefeiert? In der folgenden Titelgeschichte möchten wir diesen Fragen einmal näher auf den Grund gehen – und Ihnen gleichzeitig kunterbunte Bräuche und Traditionen vorstellen, die in dieser Zeit auf Borkum sowie auf dem Festland zelebriert werden.

Von biblischen Überlieferungen bis zu heidnischen Bräuchen
Von biblischen Überlieferungen bis zu heidnischen Bräuchen

Biblischer Ursprung

Das Pfingstfest hat einen biblischen Ursprung und ist weltweit ein wichtiger Feiertag für Christinnen und Christen, der 50 Tage nach Ostern begangen wird. Laut der Bibel versammelten sich Jesus‘ Jünger nämlich 50 Tage nach seinem Tod am wichtigen jüdischen Fest Schawuot in einem Haus, als sie plötzlich ein starkes Rauschen vernahmen und ein Feuer sahen, das sich in Flammenzungen zerteilte, die sich auf jeden von ihnen niederließen. Der Überlieferung zu Folge wurden sie auf diese Weise vom Heiligen Geist erfüllt, der ihnen fortan die Fähigkeit verlieh, in allen Sprachen kommunizieren und so die Botschaft Jesu Christi in die Welt tragen zu können.

Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche bezeichnen diese auch als Pfingstwunder beschriebene Begebenheit daher übereinstimmend als Fest der Sendung des Heiligen Geistes und Geburtstag der Kirche. Demnach erhalte die Verkündung der Botschaft von Jesus Christus sprachübergreifende Bedeutung für die ganze Welt – während der Heilige Geist alle Menschen einander als Brüder und Schwestern Christus erkennen ließe, versöhne und christliche Gemeinschaft schaffe. Pfingsten hat sich so nach Weihnachten (Geburt Jesu) und Ostern (Kreuzigung und Auferstehung) zum dritten großen Fest im Kirchenjahr entwickelt, das vielerorts im Rahmen von Gottesdiensten, Andachten oder Prozessionen gefeiert wird.

Kunterbunte Bräuche und Traditionen

Zwar ist Pfingsten eng mit dem christlichen Glauben verbunden, wird jedoch auch zum Anlass für kunterbunte Bräuche und Traditionen genommen, welche teilweise heidnischen und regionalen Ursprungs sind. Denn für viele Menschen ist Pfingsten auch mit Frühlingsbrauchtum anlässlich der Verehrung und Würdigung der Fruchtbarkeit sowie dem reichlichen Gedeihen von Pflanzen, Nahrungsmitteln und Tieren verbunden. Zudem sind viele Bräuche nicht nur Ausdrucksformen des Glaubens, sondern auch der Identität und Kultur, da in ihnen Geschichte steckt, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Pfingsten wird somit vielerorts auch zu einer Art Volksfest, welches die Gemeinschaft verbindet und Traditionen aufrechterhält.

Wie kunterbunt, skurril und lustig dabei manche Bräuche sein können, zeigt eine entsprechende Recherche im Internet. Da liest man z.B. von Junggesellen, die ihren Angebeteten nachts eine Birke an die Hauswand stellen; von Ochsen, die feierlich geschmückt durch den Ort geführt werden; vom „Pfingststehlen“ bzw. der Bosheitsnacht, in der Mitbürgern Streiche gespielt werden und alles mitgenommen und versteckt wird, das nicht durch ein Dach geschützt wird; vom „Dreckschweinfest“, bei dem sich junge Männer im Schlamm suhlen, bis andere kommen und diese mit Peitschen aus dem Schlammloch vertreiben (steht für die Vertreibung des Winters); oder von Pfingstfeuern, Geißbockversteigerungen, wilden Reiterspielen, Pflanzen von Pfingstbäumen oder übermäßigem Knoblauch- und Alkoholkonsum. Letzterer wird übrigens auch gerne mal auf Kirmessen und Stadtfesten genossen, die in diesen Tagen vielerorts stattfinden. Übrigens: Dem soll bereits schon Kaiser Friedrich Barbarossa gefrönt haben, der im 12. Jahrhundert traditionell Pfingstspiele veranstalten ließ, die mit regelrechten Trinkgelagen einhergingen. 

Börkumer Maibaum

Natürlich gibt es auch auf Borkum, regionale Bräuche, die an Pfingsten zelebriert werden. Zum Ersten ist hierbei das Aufstellen des Maibaums zu nennen. Aufstellen des Maibaums zu Pfingsten? Ja, Sie haben richtig gelesen. 

Das Aufstellen des Maibaums hat in Deutschland eine lange Tradition, die vielerorts jedoch ganz unterschiedlich zelebriert wird. Allein schon über den Ursprung des Brauchs herrscht kaum Einigkeit: Sagen die einen, dass schon die frühen Wikinger mit ihrem in der Mainacht errichteten „Thorsbaum“ den Grundstein legten, sehen andere eher die Verehrung von Waldgottheiten durch die Germanen als eigentliche Geburtsstunde. Wer auch immer hierbei recht haben sollte, seit dem 16. Jahrhundert entwickelt sich das Aufstellen des Maibaums zum Volksbrauchtum – und symbolisiert den Einzug von Frühling, Kraft, Lebenswille, Wärme, Fruchtbarkeit und Wohlstand. Das Event wird an vielen Orten regional unterschiedlich ausgelegt und von bestimmten Ritualen begleitet. So stellen mancherorts junge Männer ihrer Angebeteten eine bunt geschmückte Birke als Maibaum vors Fenster, um ihre Liebe kundzutun; andere tanzen die ganze Nacht um den Maibaum, um böse Geister zu vertreiben – und wiederum andere versuchen sich traditionell darin, den Maibaum des Nachbardorfes zu stehlen.

Auch auf der Insel unserer Träume gibt es eine lange Tradition des Maibaumaufstellens, der sich hier – getreu nach dem Motto „Auf Borkum ist alles anders“ – jedoch sehr von dem Brauchtum auf dem Festland unterscheidet. Anstatt kurz vor der Mainacht wird der „Borkumer Maibaum“ nämlich erst am Pfingstsamstag errichtet. Der Grund hierfür ist jedoch nicht die frühere Eigensinnigkeit einiger Insulaner, sondern vielmehr, dass die Vegetation auf der Insel einige Wochen hinter der Blüte des Festlands liegt. Der durch den Verein Borkumer Jungens aufgestellte Maibaum in Form eines Schiffsmastes mit breiten Rahen steht weit sichtbar im inneren Ortskern in der Süderstraße und kündigt Borkumern und Gästen den herannahenden Sommer an. Begleitet wird die traditionelle Zeremonie u.a. von Auftritten der Trachtengruppe sowie durch den Männerchor des Vereins Borkumer Jungens, die für friesischen Tanz und Seemannslieder sorgen.

Übrigens:


 Falls Sie sich fragen, wieso im „Baum“ ein Korb angebracht ist, hier schon mal vorab die Antwort: Im Vorfeld des Aufstellens „entführen“ die Borkumer Jungens heimlich einen Hahn aus einem Hühnerstall, der während der Pfingsttage in besagtem Korb ausharrt. Kräht der Hahn am Pfingstsonntag gewohnt laut, können sich die Insulaner sicher sein, dass eine gute Saison vor der Tür steht.

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