Ein Refugium, dem man schwer widerstehen kann
Ob unterhalb des Eiffelturms in Paris, im Central Park in New York, in den Südtiroler Alpen, an der Copacabana in Rio de Janeiro, auf der Piazza Navona in Rom, auf der Rambla in Barcelona, an der Tower Bridge in London, auf dem Museumsplatz in Wien, im Schloss Sanssouci in Potsdam oder Unter den Linden in Berlin – hier und an unzähligen anderen Orten mehr auf unserer Erde laden öffentliche Sitzbänke dazu ein, Platz zu nehmen, zu entspannen und eine kurze Auszeit zu genießen. So sind diese zweifelsohne wunderbare kleine Ruhepole, die es in einer oft hektischen Welt ermöglichen, einmal gemütlich zu verweilen, abzuschalten und die Aussicht zu genießen – frei nach dem Motto „Es sind die kleinen Momente, die das Leben großartig machen“.
Natürlich muss man für diese unvergesslichen Momente aber nicht extra in die Hauptstadt, die USA oder nach Brasilien reisen. Denn auch – und besonders – auf dem schönsten Sandhaufen der Welt gibt es äußerst attraktive Sitzbänke, denen man schwer widerstehen kann. Bevor wir uns jedoch näher mit diesen beschäftigen und Ihnen verraten, auf welchen Sie unbedingt einmal verweilen sollten, konzentrieren wir uns im Folgenden zunächst einmal kurz auf ihre allgemeine Historie.
Vom Mittelalter bis zum Treffpunkt für jedermann
Während Sitzbänke bereits im Mittelalter feste Bestandteile vieler mitteleuropäischer und englischer Höfe waren und Gästen sowie Hausangestellten Sitzmöglichkeiten boten, tauchten im 14. Jahrhundert die ersten öffentlichen Parkbänke in der Toskana auf. Diese wurden damals vornehmlich an großen Plätzen errichtet, um der Bevölkerung zu erlauben, den hier aufgeführten Theaterstücken oder Auftritten von Straßenkünstlern zu folgen. Zwar wurden bis in die Neuzeit immer mehr Parkbänke aufgestellt, da die Nachfrage stetig stieg. Jedoch waren diese vorerst hauptsächlich dem Bürgertum vorenthalten – da meist nur wohlhabende Bewohner über genügend Zeit, Muße und finanzielle Mittel verfügten, um in Parks zu flanieren und auf den hiesigen Bänken zu entspannen.
Zum Glück hat sich das aber im Laufe der Zeit geändert, sodass man heute an fast jeder Ecke öffentliche Sitzbänke findet, auf denen selbstverständlich auch „Normalsterbliche“ Platz nehmen dürfen. Auf diese Weise haben sie sich nicht nur zu beliebten Oasen der Entspannung entwickelt, sondern auch zu Orten der Kommunikation, Gemeinsamkeit und Gesellschaft. Nicht ohne Grund haben die Regisseure des mit sechs Oscars prämierten Hollywood-Blockbusters „Forrest Gump“ in den Schlüsselszenen dargestellt, wie der Hauptdarsteller auf einer Parkbank sitzt und jedem seine Lebensgeschichte erzählt, der sich neben ihn setzt und ihm Gesellschaft leistet.
Ganz gleich, ob nun verliebte Pärchen, die gemeinsam den malerischen Sonnenuntergang genießen, Freunde, die sich angeregt mit einem Bierchen in der Hand unterhalten, flüchtige Bekanntschaften, die kurz miteinander schnacken oder eben Menschen, die die Kommunikation mit anderen suchen – öffentliche Sitzbänke sind für all das ein idealer Treffpunkt.
Sitzbank-Hopping
Selbstverständlich gibt es auch auf Borkum zahlreiche solcher Treffpunkte und Ruhepole, die sich nicht vor ihren „Artgenossen“ in Paris, Rom, Barcelona und New York verstecken müssen. Dabei fällt uns spontan ein passender Spruch ein, den viele Gartenbesitzer auf ihre private Sitzbank verewigen: „Bist du müde, lass dich nieder! Gefällt es dir, so komme wieder“ – obwohl dieser Reim schwerlich auf die Borkumer Bänke übertragen werden kann. Weil hier gefällt nahezu jede, sodass man einfach an Ort und Stelle sitzen bleiben und die Bank am liebsten gar nicht mehr verlassen möchte.
Wir wollen an dieser Stelle aber ausnahmsweise mal nicht sitzen bleiben. Stattdessen nehmen wir sie mit auf ein kleines Sitzbank-Hopping – und entführen Sie so auf eine Entdeckungstour der etwas anderen Art, auf der Sie viele herausragende Winkel der Insel kennenlernen. Denn im Grunde genommen könnte man den ganzen Urlaub lang von einer Bank zur anderen wandern – und würde dabei eigentlich nichts verpassen, sondern vielmehr eine bunte Mischung aus Ruhe, Natur, Sehenswürdigkeiten und gesellschaftlichem Leben präsentiert bekommen, die wirklich keine Wünsche offenlässt.
Da bekanntlich ja viele Wege nach Rom führen, haben wir auch auf Borkum zunächst die Qual der Wahl, wenn wir uns überlegen, auf welcher Bank man das Hopping überhaupt beginnen soll. Im Hinblick darauf, dass es sicherlich mehrere Tage in Anspruch nehmen würde, jede öffentliche Sitzgelegenheit abzuklappern, konzentrieren wir uns im Folgenden auf eine Tour, die zwar sportlich ist, aber durchaus an einem Tag bewältigt werden kann.
Vom Café Seeblick bis zum Nordbad
Nach kurzer Abwägung – und der schnellen Erkenntnis, dass es eigentlich egal ist, wo wir auf unserer schönen Insel als erstes haltmachen – entscheiden wir uns, am Café Seeblick zu starten. Hier am Ende der Strandpromenade laden nämlich wunderbare Bänke dazu ein, über eine geradezu unberührt wirkende Strand- und Dünenlandschaft bis zum rauschenden Meer zu schauen, in dem auf dieser Höhe oftmals noch eine richtige Brandung herrscht. Zwar könnten wir an dieser Stelle gerne noch viel länger verweilen – aber wir haben ja noch einige Bänke vor uns, sodass wir uns auf dem parallel zwischen Dünenlandschaft und alten Strandmauern verlaufenden Giloweg bzw. der alten Strandpromenade über teilweise neu verlegte Loopdeelen in Richtung Strandcafé Sturmeck bewegen.
Hier angekommen, legen wir eine kleine Pause auf der hiesigen Sitzbank ein und genießen kurz den Ausblick auf die schier unendlichen Weiten des Jugendbades, bevor wir weiter in Richtung des nordwestlichsten Punktes in Deutschland ziehen, wo sich ebenfalls herrliche Sitzmöglichkeiten finden. Übrigens: Wer aufmerksam schaut, entdeckt auf dem Weg hierher vereinzelt Bänke, die mitten auf oder in den Dünen stehen – und so ganz besonders idyllische Momente garantieren.
Nachdem wir den symbolischen Grenzposten hinter uns gelassen haben, laufen wir ein ganz schönes Stück geradeaus, lassen den etwas versteckten Grillplatz mit seinen Sitzmöglichkeiten rechts liegen, passieren eine Bank in der Höhe Borkum Riff und spazieren anschließend gemütlich zum Nordbad auf die Bürgermeister-Kieviet-Promenade. Hier erwartet uns ab der sogenannten Treppe 7 zunächst eine lange Sitzbank, die vielen Gästen und Insulanern Platz und zugleich einen tollen Blick auf den kunterbunten Trubel am Nordstrand bietet.
Kurpark, Picknick, Sundowner & Meer
Da die Sonne aber noch lange nicht untergeht, entscheiden wir uns dazu, hier lieber später nochmal aufzukreuzen und uns nach einem kurzen Stopp unterhalb des Middelhüsches am Weststrand weiter zum Kurpark zu begeben. Denn genau hier finden sich eine ganze Reihe an wind- und regengeschützten Sitzbänken, die auch zum längeren Verweilen einladen. Dabei kann man entweder ruhiger gelegene Standorte aufsuchen oder solche, von denen aus wir zum Beispiel das waghalsige Treiben im Kletterpark beobachten können.
Glücklicherweise haben wir in unseren Rucksäcken Getränke und ein paar Snacks mitgenommen, sodass wir hier gleich mal ein kleines Picknick abhalten und uns stärken können. Schließlich sind wir jetzt schon eine ganze Weile unterwegs und noch lange nicht am Ende unserer Tour angelangt.
Da wir dafür ein bisschen besser vorbereitet sind als Mr. Bean in seinem legendären Sketch „Sandwich im Park“ (unbedingt anschauen und den folgenden Link in den Browser eingeben: bit.ly/burkana) können wir schon bald wieder weiter, machen noch einen kleinen Schwenker zu den überdachten Sitzbänken am Nordsee Aquarium bevor wir über die Von-Frese-Straße und Am Langen Wasser entlang zurück zur
Bismarckstraße laufen. Hier angekommen, setzen wir uns kurz in den neuen Park, lassen den Trubel auf der Flaniermeile sowie in den Bars und Kneipen auf uns wirken und biegen anschließend in die Goethestraße ab, auf der wir direkt auf den Neuen Leuchtturm zusteuern – wo ebenfalls zahlreiche Bänke darauf warten, besetzt zu werden.
Da der Tag sich nach diesem sportlichen Sitzbank-Hopping nun schon bald dem Ende zuneigt, besuchen wir – wie bereits angekündigt – abschließend noch eine der Bänke an der Promenade am Musikpavillon – und haben sogar Glück, dass gerade eine frei geworden ist. Hier belohnen wir uns mit einen chilligen Sundowner, beobachten, wie die Sonne untergeht, genießen die romantische Atmosphäre und freuen uns darüber, dass wir heute so viel von der Insel gesehen und auf etwas andere Art und Weise kennengelernt haben.
Viele weitere Hotspots und gestiftete Bänke
Natürlich gibt es auf Borkum noch viele weitere Hotspot-Sitzbänke, sodass unser Hopping beliebig fortgeführt werden könnte. Ob auf den Aussichtsdünen, dem Waldlehrpfad, in der Greunen Stee, am Walfängerfriedhof unterhalb des Alten Leuchtturms, auf den zahlreichen Rad- und Wanderwegen, am Fußballplatz des TuS Borkum, am Entchenteich oder am Yacht- und Schutzhafen – die Auswahl an öffentlichem Sitzmobiliar ist hier wirklich riesig, sodass man tatsächlich den ganzen Urlaub damit verbringen könnte, diese abzuklappern.
Dem aufmerksamen Beobachter ist sicherlich schon aufgefallen, dass es hier auf dem schönsten Sandhaufen der Welt darüber hinaus auch zahlreiche gestiftete bzw. gesponserte Sitzbänke gibt, die jeweils eine interessante Geschichte erzählen. Selbstredend hat sich die BURKANA-Redaktion schon längst auf die entsprechende Recherche begeben und freut sich, Ihnen das Ergebnis ab der kommenden Ausgabe in einer kleinen neuen Serie präsentieren zu dürfen. Bis dahin wünschen wir Ihnen einen schönen Aufenthalt auf Ihrer Lieblingsbank und/oder viel Spaß beim nächsten Sitzbank-Hopping!