Die Zauberzutat für einen perfekten Urlaub
Jeder, der schon mal zu Besuch auf Borkum war oder nach einem Festland-Aufenthalt zurück auf die Insel kehrt, wird das Gefühl kennen: Hier auf dem schönsten Sandhaufen der Welt lässt es sich einfach tiefer durchatmen, während jeder Atemzug eine wahre Wohltat für Körper, Gesundheit und Geist ist. Und nicht nur das: Zugleich hilft die pollen- und schadstoffarme sowie jodhaltige Luft rasch bei der Linderung zahlreicher gesundheitlicher Beschwerden und bietet ideale Bedingungen für Kur- und Wellnessurlaube. Daher wundert es auch nicht, dass der schönste Sandhaufen der Welt schon lange ein „staatlich anerkanntes Nordseeheilbad“ ist – und die Gültigkeit dieses Prädikats erst im September 2023 durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung zunächst für zehn Jahre verlängert wurde. Doch was macht Borkums Luft so gesund – und wieso kann man hier besonders tief einatmen? Die Antwort lautet: dank der Zauberzutat Hochseeklima, mit der wir uns im Folgenden einmal genauer beschäftigen möchten.
Begriffsfindung
Recherchiert man im Internet nach Hochseeklima, drängt sich schnell der Verdacht auf, dass es sich hierbei um einen Begriff handeln könnte, der einst von einem gewieften Marketing-
experten auf Borkum geprägt wurde. Denn mindestens 95 Prozent der angezeigten Ergebnisse bei der Google-Suche stehen in direkter Verbindung zu der größten ostfriesischen Insel und sind in vereinzelten Fällen lediglich noch der Insel Helgoland zuzuordnen.
Zwar taucht der Begriff auch vereinzelt in Pressemitteilungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf, wenn es z.B. um die Einweihung der Wetterwarte Helgoland als Klimareferenzstation geht („Mit ihrer langen Zeitreihe erfüllt die Wetterwarte Helgoland ein entscheidendes Kriterium für den Status einer Klimareferenzstation. Klimatologisch ist der Standort repräsentativ für das Hochseeklima in der Deutschen Bucht.“), jedoch bestätigt auch der Assistent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim DWD, Frank Kahl, dass man in der Meteorologie oder Klimatologie eher nicht von Hochseeklima, sondern allgemein von maritimem Klima spricht.
Von offenen Meeresflächen beeinflusst
Doch ganz gleich, ob Hochseeklima oder maritimes Klima – gemeint ist eigentlich dasselbe: Nämlich ein Klima, das von offenen Meeresflächen beeinflusst wird. So wie es neben Helgoland auch auf der Nordseeinsel Borkum herrscht, die – anders als ihre ost- und westfriesischen Nachbarn – komplett vom Meer umgeben ist. Laut DWD kommt es hier neben höheren Windgeschwindigkeiten und höherer Luftfeuchtigkeit zu moderaten Temperaturen und niedrige Temperaturschwankungen, da das Meer als Wärmespeicher dient und die Temperaturausgleichung zwischen Tag und Nacht sowie zwischen den Jahreszeiten abmildert. Dies bedeutet, dass es im Sommer nicht so heiß und im Winter nicht so kalt wie auf dem Festland wird.
Einfluss des Golfstroms
Dass wir auf Borkum milde Winter und gemäßigte Sommer erleben, verdanken wir auch dem Golfstrom. Er wirkt wie eine große Warmwasserheizung und sorgt dafür, dass das Klima in West- und Nordeuropa milder ist, als es aufgrund der geografischen Breite zu erwarten wäre. Denn nördlich des 50. Breitengrades herrscht eigentlich ein ausgesprochen kaltes Klima, bei dem nur Moose und Flechten gedeihen. In Mitteleuropa gibt es stattdessen saftige Wiesen und ideale Bedingungen für Viehzucht und Ackerbau. In Teilen Cornwalls und Irlands wachsen sogar Palmen. Ohne den Golfstrom wären die Nordseeküste und die Elbmündung monatelang vereist – wie etwa die Hudson Bay in Kanada, die auf demselben Breitengrad liegt. Die Temperaturen in Deutschland wären im Schnitt fünf bis zehn Grad kühler.
Vereinfacht gesagt: Der Golfstrom bringt warmes Wasser aus dem Golf von Mexiko nach Nordeuropa. Seine Strömungen reichen bis nach Spitzbergen. Durch den Transport des Wassers wird auch die Luft über ihm erwärmt. Dieses komplexe System hat sich im Lauf der Jahrtausende mehrfach verändert – wodurch auch die zahlreichen Klimaänderungen in Europa erklärt werden können. Angesichts der globalen Erwärmung befürchten einige Klimaforscher daher nun, dass der Golfstrom zum Erliegen kommen könnte. „Die Abschwächung des Golfstroms oder allgemein gesagt, eine Veränderung der Atlantischen Zirkulation gehört zu den Klima-Kippelementen. Bei anhaltender globaler Erwärmung und dem damit verbundenen Abschmelzen der Eismassen auf Grönland könnte diese Zirkulation erlahmen. Die Folgen wären auf der ganzen Welt zu spüren. Für unsere Breiten würde es in erster Linie zu einer Abkühlung kommen, welche aber der globalen Erwärmung nicht wirklich entgegenwirkt, denn die Prozesse sind hochkomplex und beeinflussen sich gegenseitig. Niederschlags- und Windmuster würden sich ebenfalls maßgeblich ändern. Die Unsicherheiten in diesem Themenfeld sind allerdings nach wie vor groß und Gegenstand aktueller Forschung“, erklärt Frank Kahl und verweist in diesem Zusammenhang auf die Homepage des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, die sich eingehend mit der Thematik beschäftigt (www.pik-potsdam.de).
Gesundheitliche Wirkung
Da das Erlahmen des Golfstroms aber glücklicherweise noch nicht akut ist, profitieren Gäste und Insulaner zunächst sicherlich noch viele Jahrzehnte von der gesundheitlichen Wirkung des hiesigen Klimas, das – unabhängig von der Begriffswahl – unbestritten ist. Und um diese auf sich wirken zu lassen, muss man nicht extra vorher Klinik-Anwendungen o.ä. buchen, sondern eigentlich nur vor die Tür treten.
Denn allein schon Spaziergänge an der pollenarmen Borkumer Luft wirken sich extrem positiv auf die Gesundheit aus, indem sie Erkältungskrankheiten vorbeugen, Beschwerden bei Atemwegserkrankungen und Allergien lindern und eine allgemeine gesundheitsfördernde Reaktion des Körpers hervorrufen. Darüber hinaus bietet das hiesige Klima gute Behandlungsmöglichkeiten bei chronischen rheumatischen Beschwerden, Abnutzungserscheinungen des Bewegungsapparates, Durchblutungsstörungen sowie Hauterkrankungen.
Luft, Meer und Sonne
Dabei ist Borkum in drei Klimazonen eingeteilt. Während im Inneren der Insel, das durch Dünen und Bebauung vom Wind geschützt ist, ein milder Klimareiz vorzufinden ist, herrschen entlang der Dünen bereits mehr Kühlreize, die durch Wind und Wechsel mit den geschützten Zonen bedingt werden. Am offenen Strand und in den Brandungszonen kann hingegen das Hochseeklima (bzw. maritime Klima) in vollen Zügen genossen werden, sodass jeder Strandspaziergang zu einer erfolgsversprechenden Therapie wird. So wird der Körper nämlich von der gesunden, feuchten, kühlen und salzhaltigen Meeresluft durchströmt, welche die Durchblutung in den Schleimhäuten der Atemwege fördert und sie widerstandsfähiger gegenüber Keimen und Infektionen macht. Besonders wird dabei empfohlen, so nah wie möglich an die Wasserkante bzw. die brechenden Wellen zu gehen und einige Minuten lang tief durch die Nase ein- oder durch den Mund auszuatmen. Dadurch nimmt der Körper die sogenannten Aerosole auf, die jeden Atemzug zu einer wohltuenden Inhalation machen.
Doch nicht nur die Kombination aus Luft und Meer wirkt hier Wunder. Da nämlich auch die Sonne zu den wirksamen Faktoren der Hochseereizklimatherapie zählt, tut sie Ihrem Körper auch etwas Gutes, wenn Sie sich einfach nur gemütlich eine Zeit lang in die Sonne setzen – wozu sich auf Borkum angesichts durchschnittlich 2.000 Sonnenstunden im Jahr ausreichend Gelegenheiten bieten.
Entspanntes Sonnenbaden im Liegestuhl oder auf der Promenade wirkt sich demnach positiv auf den gesamten Körper aus, während die UV-Strahlen zusätzlich für die Anregung der Glückshormone sorgen.
Klima-Therapiewege
Um vor allem Gäste an die Hand zu nehmen, um ihnen die besten und wirkungsvollsten Strecken durch das Borkumer Reizklima zu ermöglichen, hat die für die touristischen Attraktionen auf der Insel verantwortliche Nordseeheilbad Borkum GmbH übrigens die Broschüre „Tief durchatmen“ herausgegeben, in der zehn ausgewählte Touren vorgestellt werden, die sich hervorragend für eine heilende Terrainkur eignen. Ob durch den Ort, Dünenlandschaften, die Greune Stee, das Ostland oder entlang der kilometerweiten Strände – hier finden sich wirklich für jeden Anspruch konzipierte Strecken, auf denen sich Wandernde ganz nebenbei auch noch von der Schönheit der Insel verzaubern lassen können. Die handliche Broschüre erhalten Interessierte in der Tourist-Information gegenüber dem Inselbahnhof, in der Kulturinsel oder zum Herunterladen auf der Webseite www.borkum.de (unter dem Menüpunkt Broschüren).
Laut einer Studie der Gutachterkommission „Ostfriesische Bäderärzte 2010“ stärkt bereits ein einwöchiger Urlaub auf Borkum das Immunsystem und die Atemwege für ein ganzes Jahr, sodass sich Gästen und vor allem den Insulanern perfekte Aufenthalts- und Lebensbedingungen bieten. Denn hier muss man eigentlich – wie anfangs erwähnt – lediglich die Ferienwohnung, das Hotel oder Haus verlassen, sich bewegen, tief durchatmen und die Sonnenstrahlen genießen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen schönen Frühling, viel Gesundheit und eine tolle Zeit auf dem schönsten Sandhaufen der Welt – ob nun im Hochsee- oder maritimen Klima.