BurkanaEin Stück Borkum...



  • Der Weg zum Gastgeber – Teil 3

    Entwicklung der Gastronomie im Auf und Ab der Borkumer Geschichte

    Gastronomie nimmt Formen an

    Mussten die Gäste ihre Lebensmittel anfangs noch selbst mitbringen und zubereiten, errichtete der Gastwirt Jan H. Visser im Jahre 1852 neben seinem Haus ein großes Sommerzelt (in der heutigen Wilhelm-Bakker-Straße neben dem Rathaus/jetzt Parkplatz), in dem unter dem Namen „Mutter Visser“ gegen eine geringe Vergütung erstmals warme Speisen und kräftige Kost angeboten wurden.

    Die erste professionelle Gastronomie entstand nur sechs Jahre später mit dem Bau des Uhlenkampschen Gasthofes direkt neben dem Alten Turm. Dieses erste mehrstöckige Hotel bot nun auch einen großen Speisesaal, sodass Gäste kulinarisch versorgt werden konnten. 1860 übernahm der Gastwirt Georg Köhler aus Hannover das Gebäude und betrieb es fortan unter dem Namen „Köhlers Dorfhotel“ (heute „Haus am Alten Leuchtturm“; war zuvor lange Zeit unter dem Namen „Dorfhotel“ Treffpunkt der Borkumer für z.B. Schulfeste, Klönabende und Tanzstunden).

    Köhler errichtete übrigens mit der legendären Giftbude 1865 auf einer Düne am Weststrand (heute Ecke Strandstraße) auch das erste Strandrestaurant, in dem Getränke aller Art angeboten wurden. Einer der Stammgäste soll hier sogar der berühmte Dichter und Zeichner Wilhelm Busch gewesen sein, welcher Borkum damals öfter besuchte. Die Giftbude wurde leider während einer schweren Sturmflut zerstört, sodass der Gastwirt im Jahre 1884 an ihrer Stelle das Köhler’s Strand-Hotel (heute Fachklinikum Borkum) errichten ließ. Das dem Hotel angeschlossene Lokal wurde übrigens ebenfalls Giftbude getauft – und entwickelte sich schnell zu einem angesagten gastronomischen Treffpunkt.

    Infrastruktur wächst

    Auf Borkum setzte man von nun an gezielt auf die Tourismus-Karte und schuf hierfür eine nachhaltige Infrastruktur. So bildete sich eine Badekommission, die eine angemessene Kurtaxe erhob, der Bädertourismus wurde durch den Einsatz von Badekarren gefördert, eine Warmwasserbadeanstalt lud Gäste auch bei schlechtem Wetter zum Baden ein, man errichtete ein Sommerzelt mit Kegelbahn – und es entstanden weitere Hotels und Pensionen, in denen Gäste mit ausreichend Natt & Drög versorgt wurden. Die angebotene Mittagstafel richtete sich damals übrigens nach der Badezeit bei Hochwasser.

    Einen zusätzlichen Schub hin zur Urlaubsinsel machte Borkum schließlich mit dem Bau der Landungsbrücke zum heutigen Fährhafen sowie der Inbetriebnahme der Inselbahn im Jahre 1888. Mussten anreisende Gäste zuvor entweder am Südstrand oder in der Fischerbalje am Hopp umständlich vom Seebäderschiff ausgebootet und mit einer Kutsche in den Ort gebracht werden, wurde die Anreise dadurch fortan um ein Vielfaches bequemer. Nicht zuletzt ist es dieser Entwicklung zu verdanken, dass sich die Gästezahl zwischen den Jahren 1890 und 1900 auf jährlich 16.000 erhöhte.

    Entwicklung zur Tourismushochburg

    Borkum entwickelte sich nach und nach zur angesagten Tourismushochburg. „Die Nordseebadeanstalt der Insel Borkum, welche vor wenigen Jahrzehnten sich in betreff der Einrichtungen kaum mit denen in Spiekeroog und Wangeroog messen konnte, hat dieselben bei weitem überholt und nimmt unter den deutschen Nordseebädern bereits eine sehr bedeutende Stelle ein“, erklärte Autor Carl Berenberg bereits Ende des 19. Jahrhunderts.

    Während sich Borkum immer mehr zur herausragenden Nordseeperle entwickelte, entstand besonders ab Ende des 19. Jahrhunderts ein mondänes Kurviertel, das mit zahlreichen prächtigen Hotels glänzte. Im Zuge dessen schnellte die Gästezahl in der Folgezeit abermals in die Höhe, sodass im Jahre 1913 bereits 30.000 Gäste Urlaub auf Borkum machten.

    Selbstverständlich war auch die Badekommission in der Zwischenzeit nicht tatenlos. So veranstaltete man beliebte Kurkonzerte im Musikpavillon, unterstützte die Errichtung der heute noch beliebten Milchbuden, verwandelte die 1911 gebaute Wandelbahn zum gesellschaftlichen Treffpunkt und schuf immer mehr Gastronomiebetriebe, die neben der Wandelbahn zunächst die Strandstraße und später schließlich die Bismarckstraße in bunte Flaniermeilen verwandelten. 

    Nicht aus dem Konzept gebracht

    Zwar erhielt Borkums Gastronomie während der Weltkriege – als Borkum zur Seefestung erklärt und Gästen der Zugang verwehrt wurde – einen erneuten Dämpfer. Jedoch ließ man sich nicht mal hiervon aus dem Konzept bringen. Nachdem die Insel nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges wieder für den Bäderbetrieb freigegeben wurde, strömten ab 1947 erneut die ersten Gäste auf die Insel, die ihren Urlaub bis zur Währungsreform jedoch vorerst mit Naturalien wie Kartoffeln, Gemüse, Fleisch oder Eier bezahlten.

    Den endgültigen Schub zur Touristenhochburg erhielt die größte der Ostfriesischen Inseln – die seit 1965 wieder staatlich anerkanntes Nordseeheilbad ist – durch die seit Ende der 1960er-Jahre eingesetzten Autofähren, welche die Anreise nochmals um ein Vielfaches erleichterten.

    Quellen:

    – „Die Nordsee-Inseln an der deutschen Küste nebst ihren Seebade-Anstalten“; Carl Berenberg, Erscheinungsjahr 1884

    – „Aus Borkums Vergangenheit – Die Walfängerzeit in Wort und Bild“; Rektor i. R. Hans Teerling, Erscheinungsjahr 1980

    – Dissertation, Dr. Theodor Speer

    – Festzeitschrift „150 Jahre Nordseeheilbad Borkum“; Erscheinungsjahr 2000

    – www.alt-borkum.de

    – www.schoenbeck-borkum.de

    – Bildquellen: burkana, Torsten Dachwitz, Schönbeck, Alt Borkum, Bernie Wessels, pixabay,



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